Zahnmedizinisches Angebot bei Vets4Pets



1. Dentalhygiene / COHAT (comprehensive oral health assessment and treatment)

Warum COHAT mehr als nur eine Zahnreinigung ist

COHAT bedeutet übersetzt «Umfassende Untersuchung und Behandlung der Maulgesundheit». Dieser Prozess umfasst deutlich mehr Schritte als nur mal schnell den sichtbaren Zahnstein manuell oder mit Ultraschall zu entfernen. Ziel der COHAT ist es, die Maulhöhle Ihres Tieres gründlich zu untersuchen, um so einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen, damit eventuell vorhandene Krankheiten gezielt behandelt werden können.

Zähne werden oft mit der «Spitze eines Eisberges» verglichen. Dies, da wir von blossem Auge nur die Zahnkrone erkennen können. Aber genau wie Eisberge unterhalb der Wasseroberfläche, haben Zähne unterhalb des Zahnfleisches verborgene Strukturen. Die sehr häufig auftretenden, schmerzhaften Erkrankungen dieser Strukturen bleiben ohne eine gründliche COHAT zum Leidwesen Ihres Tieres unentdeckt. Wir empfehlen, eine COHAT/Dentalhygiene 1x jährlich bzw. nach individueller Empfehlung durchführen zu lassen.

Details zur Dentalhygiene / COHAT

2. Dentalröntgen

Die Anfertigung von Dentalröntgenbildern ist unverzichtbar. Von blossem Auge sind nur der Zahnschmelz und die Zahnkrone für uns ersichtlich, welche oft mit der «Spitze eines Eisberges, der aus dem Wasser ragt» verglichen werden. Alles, was sich «unterhalb der Wasserlinie oder im Inneren des Eisberges» befindet, beziehungsweise unterhalb des Zahnfleisches und im Zahninneren, bleibt verborgen. Ohne Dentalröntgenbilder können wichtige und schmerzhafte Veränderungen unentdeckt und unbehandelt bleiben.

3. Parodontalbehandlung bei Parodontitis

Zähne müssen nicht immer gezogen werden. Viele parodontale Erkrankungen lassen sich behandeln und mit entsprechender Prophylaxe und Reinigung zu Hause kann der Zahn erhalten bleiben. Hier stehen uns verschiedene Möglichkeiten für den Knochenwiederaufbau zur Verfügung, welche je nach Patient, Grad der Parodontitis und Art des Zahns ausgewählt werden. Wurde eine Parodontalbehandlung durchgeführt, muss diese 6 Monate später mittels Dentalröntgenbildern in Anästhesie kontrolliert werden. Es gilt zu betonen, dass Parodontalbehandlungen nur dann sinnvoll sind, wenn der Besitzer zu Hause eine adäquate Zahnpflege leisten kann.

Parodontalerkrankung mit Knochenrückgang.
Links: Parodontalerkrankung mit Knochenrückgang. Extraktion von 2 kleineren Backenzähnen und Parodontalbehandlung des grossen Backenzahnes.
Rechts: Nachkontrolle 6 Monate später. Knochenhöhe und -dichte sind deutlich verbessert. Es ist keine Parodontitis mehr erkennbar.

4. Zahnextraktion

Manchmal ist eine Zahnextraktion die beste Option, um einem Patienten zu helfen und Schmerzen zu stoppen. Ob eine Extraktion notwendig ist, wird sorgfältig evaluiert und mittels Zahnröntgen und oraler Befundung geprüft. Die Zahnextraktion erfolgt chirurgisch-offen. Das heisst, dass das Zahnfleisch eröffnet und nach der Extraktion spannungsfrei wieder verschlossen wird. Es werden keine Zähne ohne Besitzereinverständnis extrahiert.

5. Gingivektomie

Die Gingivahyperplasie (auch bekannt als Epuliden/ Zahnfleischwucherung) kommt bei Hunden wie auch bei Katzen vor. Eine Gingivahyperplasie bedeutet, dass das Zahnfleisch zu lange und zu dick ausgebildet ist. Die Hyperplasie kann lokal begrenzt sein, oder auch mehrere Orte im Maul oder mehrere Zähne betreffen. Verursacht werden Zahnfleischhyperplasien durch ungenügende Maul- und Zahnhygiene mit einer dadurch verursachten chronischen Entzündungsreaktion, genetische Prädisposition (u.a. Boxer, Französische Bulldogge), Medikamente (u.a. Cyclosporine, Phenobarbital) oder auch durch Neoplasien. Bei der Katze gibt es darüber hinaus die juvenile Gingivahyperplasie. Hier wächst und entzündet sich das Zahnfleisch durch eine überschiessende Immunantwort massiv. Das Krankheitsbild tritt typischerweise bei Kätzchen im Zahnwechsel auf. Auch hier gibt es Rasseprädispositionen (Siam Katzen, Maine Coon, Europäische Hauskatze).

Generell sollten diese Hyperplasien entfernt werden (Gingivektomie), da sie den physiologischen Flüssigkeitsaustausch in den Parodontaltaschen behindern und Parodontalerkrankungen fördern/verursachen. Ebenfalls sollte die Grundursache eruiert und behandelt werden.

Katze mit juveniler Gingivahyperplasie
Katze mit juveniler Gingivahyperplasie( Zahnfleischwucherung)
* Katze mit juveniler Gingivahyperplasie
Hund mit massiver, generalisierter Gingivahyperplasie (Zahnfleischwucherung)

6. Behandlung von Gingivitis/Stomatitis

Entzündungen von Zahnfleisch (Gingivitis) und Maulschleimhaut (Stomatitis) sind unangenehm und je nach Schweregrad äusserst schmerzhaft. Eine Gingivitis wird durch Plaque (siehe Homecare/Prophylaxe) verursacht. Beim caudalen Gingivitis-Stomatitis-Komplex der Katze (Maulwinkel von massiver Entzündung mitbetroffen) kommt erschwerend eine überschiessende und unkontrollierte Immunreaktion hinzu. Versagen erste Therapieschritte (COHAT, Homecare, Medikamente), müssen als nächstes oft schrittweise Zähne gezogen werden. Leider gibt es Patienten, die trotz kompletter Zahnextraktion nach wie vor an einer Entzündung leiden, sodass eine lebenslange Medikation notwendig sein, kann. Grundsätzlich gilt, je früher man einschreitet, desto besser ist die Prognose für eine Entzündungskontrolle.

7. Wurzelbehandlung und Vitalpulpentherapie

Eine Zahnfraktur ist schnell passiert. Zu hartes Kaumaterial (siehe zahnfreundliches Kaumaterial und Spielzeig für Hunde), ein Unfall oder Trauma können Zähne abbrechen lassen. Wichtig für Sie als Besitzer ist, dass ein abgebrochener Zahn mit einer offenen Pulpahöhle gleichbedeutend mit einer tiefen, offenen Wunde ist. Bakterien können sofort und ungehindert von aussen entlang des Zahnnervs bis in den Knochen eindringen. Dort verursachen sie Schmerzen, Entzündungen und führen, falls unbehandelt, zu einem Wurzelabszess oder Wurzelgranulom. Ein abgebrochener Zahn ist somit ein Notfall. Ist die Zahnfraktur nicht länger als 48 Stunden her, kann eine Vitalpulpentherapie durchgeführt werden. Ist die Fraktur älter, ist eine Wurzelbehandlung oder eine Zahnextraktion angezeigt. Weitere Indikationen für eine Wurzelbehandlung sind avitale/tote Zähne (Farbveränderung oder im Dentalröntgen ersichtlich) sowie Zähne mit einer Pulpitis (Pink tooth, pink-violett Verfärbung des Zahnes).

Eckzahn mit  Kronenfraktur und offener Pulpahöhle
Eckzahn mit komplizierter Kronenfraktur und offener Pulpahöhle
Eckzahn mit Pulpitis
Eckzahn mit Pulpitis (pink-violett Verfärbung der Spitze)

Der Unterschied zwischen einer Vitalpulpentherapie und einer Wurzelbehandlung:

Vitalpulpentherapie: Der Zahnnerv sowie das Blutgefäss, welches den Zahn mit Nährstoffen versorgt und am Leben erhält, bleiben vorhanden. Der Zahn «lebt» weiter und bleibt empfindlich für Druck, Wärme und Kälte. Wichtig: Zur Überwachung und Kontrolle der Therapie, muss ein vitalpulpentherapierter Zahn nach (3,) 6,12 und 24 Monaten radiologisch nachkontrolliert werden.

vitalpulpentherapie

Wurzelbehandlung: Der Zahnnerv und das Blutgefäss werden entfernt, der Zahn nach gründlicher Desinfektion anschliessend mit Füllmaterial aufgefüllt. Der Zahn ist somit faktisch «tot» und wird nicht mehr mit Nährstoffen versorgt. Ebenfalls ist er nicht mehr empfindlich für Druck, Wärme und Kälte. Je nachdem wird zusätzlich zur Wurzelbehandlung eine Überkronung mit einer Prothese für zusätzliche Stabilität notwendig sein (z.B. bei Diensthunden). Wichtig: Nach 6, 12 und 24 Monaten erfolgt eine radiologische Kontrolle der Wurzelbehandlung.

wurzelbehandlung

8. Restauration

Finden wir bei der COHAT Schmelzdefekte oder Schmelz-Dentin-Defekte vor, lassen sich diese mittels einer Restauration auffüllen oder mittels Bondings versiegeln. Bakterien können anschliessend nicht mehr von aussen in den Zahn eindringen und die Schmerzunempfindlichkeit der Zähne wird wieder hergestellt.

9. Korrektur von Zahnfehlstellungen

Die Korrektur von Zahnfehlstellungen wird bei unseren Patienten nicht aus ästhetischen, sondern aus funktionellen Gründen vorgenommen. Einerseits verunmöglichen Zahnfehlstellungen einen normalen Kieferschluss, andererseits können fehlstehende Zähne massive Schmerzen/Entzündungen verursachen, z.B. wenn sie sich in den Gaumen bohren oder Zahn an Zahn reibt (siehe Warum leiden unsere Tiere bereits früh an Erkrankungen der Zähne) gelangt Am einfachsten ist eine Korrektur der Okklusion bis zum Alter von 9 Monaten durchzuführen, da der Kieferknochen noch sehr weich und beweglich ist. Grundsätzlich sind aber auch spätere Korrekturen möglich. Nebst dem Anbringen von klassischen Spangen stehen uns auch Aufbiss-Schienen, Kronenverlängerung, Balltherapie, Reduktion der Kronenhöhe oder die selektive Zahnextraktion zur Korrektur von Zahnfehlstellungen/Okklusionsproblemen zur Verfügung. Es wird individuell entschieden, welche Korrekturmassnahme die geeignetste ist. Manche Fehlstellungen erfordern auch eine Kombination von verschiedenen Korrekturformen.


Stellungskorrektur des oberen Eckzahnes mittels einer Spange
Stellungskorrektur des oberen Eckzahnes mittels einer Spange
Caudale Malokklusion
Links: Caudale Malokklusion mit Impinging (Einbeissen) des oberen 4. Backenzahnes im Unterkiefer. Dies führt zu einem Pyogranulom (Entzündung im Zahnfleisch) und einer frühen Parodontitis im Unterkiefer (gelb markiert).
Rechts: Therapeutische Reduktion der Kronenhöhe des oberen dritten Backenzahnes

10. Fixation von Kieferfrakturen, Behandlung von Kiefer- und Zahnluxationen

Ein Trauma, wie z.B. ein Sturz aus grosser Höhe oder ein Autounfall, kann den Kieferknochen brechen oder luxieren lassen. Bei kleinen Hunden kann sogar eine unbehandelte Parodontalerkrankung zur Fakturierung des Kiefers führen, da der Kieferknochen unterhalb der Zahnwurzeln oft nur millimeterdünn ist. Frisst sich die Infektion durch diese dünne Knochenschicht, kann der Kiefer bei kleinster Belastung brechen. Leider kann es auch passieren, dass ein Kiefer im Zuge einer (Risiko-)Zahnextraktion bricht. Je nach Grösse des Patienten, Frakturort und -art wird entschieden, welche Therapiemethode die geeignetste ist.

11. Orale Tumorchirurgie

Zubildungen oder Schwellungen in der Maulhöhle ihres Tieres können nebst einer Entzündung oder gutartigen Hyperplasie auch neoplastisch bedingt sein und bedürfen einer gründlichen Abklärung. Anschliessend werden die Therapieoptionen sorgfältig diskutiert und ausgewählt.

Tumorchirurgie


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